von Karl Krüll, Künstler
Abseits aller intellektuellen Diskussionen darüber, was Kunst zur Kunst macht und über die Unterschiede zwischen malendem Mensch und malendem Affen, bzw. über den Einsatz von Intelligenz, ästhetischem Kalkül durch den malenden Menschen etc., und der dort anhängenden Frage: Ist das, was die Affen malen Kunst? Abseits dessen, jetzt mal direkt vor so einem Bild, und wenn dich das Bild berührt.
Jetzt mal nur diese Augenlust. Und vielleicht das Schmunzeln einer still aufkeimenden Genugtuung hinter den Lippen. Oder das Aufkeimen eines Wiedererkennens weit, weit zurückliegender Befindlichkeiten ‒ ein ganz zartes Ahnen von einer alten, fossilen Verwandtschaft. Dieser Augenblick, wo es dich packt, wo dich das Bild – egal welches – anrührt, wo die Klicks des eigenen Sonars bis in die eigene Kernzone reichen und von dort sympathische Echos reflektieren.Direkt davor und wenn es dich berührt, spielen nur noch Emotionen, ästhetische Verwandtschaften, Sympathien, Erkennen etc. eine Rolle. Direkt davor und wenn es dich berührt, spielt es keine Rolle, ob es ein Affenbild ist oder z. B. eines aus der informellen Phase der offiziellen Kunst nach dem 2. Weltkrieg. Informelle oder Action Painter, fingen damals bei den Anfängen an, sozusagen beim Affen. Das Sehen jener Zeit brauchte radikale Korrektur, es war gründlich verwüstet. Und da heraus entwickelten sich für einige Künstler gewisse Notwendigkeiten – eben informelle Akte. Heißt keine Zwänge, keine Form, Emotion, Instinkt, Spontaneität – eine aus dem Malakt heraus und mit dem Material zusammen entwickelte Ästhetik.
Informelle Bilder sind – bei Menschen wie bei Affen – Spuren eines Tuns, das unmittelbar von unbewussten, vorbewussten, von prä-logischen Impulsen bestimmt wird. Und direkt davor und wenn es einen berührt, spielt es keine Rolle, wer diese Ästhetik entwickelt und seine Spuren hinterlassen hat. WENN es denn berührt. Wenn nicht die Frage "Ist es Kunst" jedes unvoreingenommene Sehen blockiert und derart Berührung verhindert.
Die Entscheidung für die Aussage eines Bildes siedelt im puren Sehen abseits historischer Analysen und spitzfindig gedrechselter Argumente. Die Entscheidung fällt in jenem – von jedem theoretischen Ballast und den vorgekauten Klischees befreiten – Augenblick, in dem etwas im Betrachter reagiert, sich Emotionen bündeln und eine gewisse Stille oder ein stilles Genügen und Dasein erzeugen. In solchen Stimmungen sucht man auch Blumen aus. So findet man eine bestimmte Muschel, einen Stein, ein beschliffenes Stück Holz am Strand. Weil sie ins Auge stechen. Weil sie einen ansprechen. Direkt davor und wenn es einen berührt ‒ ich wiederhole ‒ ist es egal, ob das Bild nun vom Affen oder vom Menschen erzeugt wurde.
Irgendwas kommt im Bauch zusammen. Mehr muss nicht. Alles andere ist anhängendes Nachhinein.
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