Ein Projekt der vielen Macher

Weltweit ziemlich einzigartig

affenBRUT, gegründet im Okt. 2007, ist kein normales Kooperationsprojekt. Was an dem bunten Reigen der beteiligten Partnerinnen und Partner liegt, die sich hier gattungsübergreifend wie interdisziplinär gefunden haben.

Als da wären Pongo, Pan und Cebinae (lat. für Orang-Utan, Schimpanse und Kapuzineraffe) und deren Affinität zu Pinsel und Farbe, die das Projekt überhaupt erst möglich macht. Dann sind da der Leintalzoo Schwaigern und der Zoo Krefeld sowie Christine Peter, Fachfrau für Tierbeschäftigung, die das Setting für die Mal-Sessions in Krefeld arrangiert hat. Seit 2021 betreut sie auch im Leintalzoo (zusammen mit der dortigen Tierpflegerin Annett Maaß) das Malen. Für Idee und Konzept des Ganzen zeichnet das Kunstbüro Düsseldorf verantwortlich, in dessen Händen Abwicklung, Kommunikation und der Verkauf der Bilder liegt.

Mit Ausstellungen im In- und Ausland, Info-Angeboten und Online-Shop steht affenBRUT weltweit ziemlich einzigartig da. Zu den Kundinnen und Kunden zählen Museen und Kunstsammler, Kunstprofessoren und Künstler, Ethnologen, Evolutionsbiologen sowie Tierfreunde jedweder Couleur.

»Wir haben uns noch viel vorgenommen", so Heinz Hachel vom Kunstbüro Düsseldorf. "In den nächsten Monaten werden wir weitere Menschen aus Kunst und Wissenschaft, aber auch Kunden zum Thema Affenmalerei zu Wort kommen lassen. Zudem planen wir eine spannende Crossover-Aktion mit bildenden Künstlern."

Die Erlöse der Zoos aus dem Verkauf der Arbeiten fließen zurück in die Tierbeschäftigung.

affenBRUT – der Name ist Konzept

Pate für den Projektnamen stand der Begriff Art brut. Der meint die rohe und unverbildete Kunst von Laien, psychisch Kranken und geistig behinderten Menschen, die ihre Kreativität nicht entlang zivilisatorisch vorgestanzter Schablonen ausleben, nicht eingezwängt sind in die herrschenden Raster von Kunst und Ästhetik – zumindest tendenziell. 

Jeanne Hauville war eine der art brut verwandte französische Malerin. Aquarell, 50 x 65 cm, 1990. Diese Datei ist lizensiert unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International license.
Jeanne Hauville war eine der art brut verwandte französische Malerin. Aquarell, 50 x 65 cm, 1990. Diese Datei ist lizensiert unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International license.

Absolut aber gilt dieses »Jenseits-sein-von« für nichtmenschliche Primaten. Auch wenn ihre Werke – anders als die der Art brut – nicht der katalogisierten Kunst zugeordnet werden. Gleichwohl bezeugt die wilde Ästhetik der Affenbilder ein schöpferisches Potenzial, das zumindest den Anspruch erheben darf, in der Korona des etablierten Kunstbetriebes gelistet zu werden.

Panya und Bea im Leintalzoo Schwaigern

So betrachtet, schlägt das Projekt affenBRUT eine Brücke zwischen kreativer Tierbeschäftigung und der Kunstszene, zumindest jenen Teilen des Milieus, das die Malerei der Menschenaffen als eine »randständige« Bereicherung akzeptiert. Als eine Outsider Art par excellence, die vermutlich auf jene gemeinsamen genetischen Wurzeln verweist, die Äonen später im kognitiven und künstlerischen Vermögen von Homo sapiens aufgehen sollten. Mehr dazu lesen sie hier ...

Panya in action ...

Die Projekthistorie im Schnelldurchlauf

Step 1: Irgendwann in 2006 porträtiert die Tiermalerin des Krefelder Zoos Orang-Utans im Affenhaus. Dabei wird sie aufmerksam vom Affenweibchen Sandra beobachtet. Sandra beginnt, mit kleinen Stöckchen im Rindenmulch zu kritzeln. Das ist die Geburtsstunde der Affenmalerei im Krefelder Zoo.

Christine Peter mit einer der ersten Arbeiten von Orang Utan-Weibchen Sandra.
Christine Peter mit einer der ersten Arbeiten von Orang Utan-Weibchen Sandra.

Step 2: Christine Peter, Fachfrau des Zoos für Tierbeschäftigung, stellt Sandra Farbe, Pinsel und Papier zur Verfügung. Das Ergebnis sind farbenfroher Bilder und eine Nachahmungstäterin: Sita entdeckt ihre Leidenschaft für Wachsmalstifte und Papier. Im Dezember 2006 verlässt Sandra den Krefelder Zoo Richtung Wien. Nun ist Sita die einzige Malerin im Krefelder Zoo. Aber nur für kurze Zeit. Denn auch Geschlechtsgenossin Tilda muss nicht in den Gebrauch von Farben und Pinsel unterwiesen werden. Schließlich hat sie gesehen, wie Sita malt. Und schon in der zweiten Sitzung entstehen kraftvolle Werke, die viel Entwicklungspotenzial vermuten lassen.

Step 3: Kunstbüro Düsseldorf* entwickelt in Kooperation mit dem Krefelder Zoo das Konzept, die Bilder in einem Online-Shop zu präsentieren. Die Verkaufserlöse sollen dem geplanten Freigehege für Gorillas zugutekommen. Jede Arbeit ist mit einem Echtheitszertifikat versehen.

Step 4: Nach dreimonatiger Vorbereitung geht affenBRUT am 10. Oktober 2007 online.

Nachdem Tilda 2008 vom Kölner Zoo übernommen wird und Sita im August 2009 verstirbt, macht sich Christine Peter auf Talentsuche. Sie wird fündig: Seit Oktober 2009 malt mit Barito zum ersten Mal ein Männchen im Krefelder Zoo. Im Mai 2012 wird das Freigehege für Gorillas eröffnet. Seitdem fließen die Erlöse aus dem Bildverkauf zurück in die Tierbeschäftigung.

Juli 2014: Barito übersiedelt in einen Privatzoo im französischen La Palmyre, wo er eigene Orang-Utan-Gruppe übernimmt.

Stepp 5: 2019 gewinnt affenBRUT den Leintalzoo Schwaigern als neuen Kooperationspartner.

Das Konzept des Leintalzoos weicht von dem vieler großer Zoos ab. Familienbetrieben und naturnah, wurde der Tierpark Ende der 70er Jahre von Peter Geßmann gegründet. Der heute 82jährige bewies schon damals Weitblick. Er legte eine ökologisch wertvolle Landschaft an – mit Wasserläufen, Bäumen, Wiesen und Heckenbereichen. Und so entstand in einer sonst ausgesprochen landwirtschaftlich geprägten Gegend ein wertvoller Lebensraum für Kleinsäuger, Reptilien, Amphibien und Vögel. Naturlehrpfad inklusive. »Die meisten Tiere des Leintalzoos sind ehemals ungewollte Tiere«, erzählt Juniorchef Matthias Geßmann. »Die haben wir aufgenommen, um sie zum Beispiel vor der Schlachtung zu bewahren.« 

Einmalig in Deutschland ist die große Schimpansengruppe des Zoos. 33 Tiere – Kinder, Erwachsene und Senioren. 

Fotos: Seniorchef Peter Geßmann mit Gorilla.
Begonnen hat es mit 6 jungen Menschenaffen-Waisen, die Peter Geßmann Ende der 60er aus Kamerun mitbrachte. Lebenslange Freundschaften entstanden.

Das Territorium der Schimpansen umfasst zwei Häuser mit Rückzugsmöglichkeiten und einen Außenbereich. Der besteht aus drei gigantischen Gittergehegen, die über einen aufgesetzten Gitterbereich und eine Brücke verbunden sind.

Senior-Chef Peter Geßmann verfüttert Leckerchen an seine erweiterte Familie.
Senior-Chef Peter Geßmann verfüttert Leckerchen an seine erweiterte Familie.

Der Vorteil der Gitterfläche: Sie bietet den Schimpansen viel mehr Möglichkeiten als die nicht nutzbaren Flächen von Glasscheiben oder Wassergräben. Gekonnt hangeln sie an den Stäben entlang und bewegen sich so viel natürlicher als viele andere Zooschimpansen.

Juniorchef Matthias Geßmann mit Malia. Geboren in 2007, zeigt sich die Dame ausgesprochen technikaffin und scrollt auf dem Smartphone sogar durch Fotogalerien. Der hautnahe Kontakt zwischen Malia und Matthias Geßmann sowie einigen langjährig vertrauten Bezugspersonen ist natürlich nur möglich, weil Malia von Hand  in der Familie Geßmann aufgezogen wurde.

Was den Leintalzoo aber ganz besonders auszeichnet, ist die starke Verbundenheit der Familie Geßmann zu ihren Schützlingen … So hat es begonnen. Jetzt gehört es zur Tradition.

Die Kooperation mit dem Zoo Krefeld wurde im März 2023 beendet.

* Zu dieser Zeit firmierte das Kunstbüro Düsseldorf noch unter dem Namen fundart-21

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